Zusammenfassung Band 1
Die beste Geschichte aller Zeiten
Band 1: Die Bibliothek der tausend Geschichten
Hausmeister Blago Lederbach erschrak fürchterlich, als er eines Morgens auf der Treppe der Bibliothek der tausend Geschichten einen fünfjährigen, fremden Jungen entdeckte. Der Junge trug nämlich einen Koffer bei sich, aus dem er eine Haufen Bücher hervorkramte.
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Überall sonst hätte das kein Problem dargestellt, aber in Gespinsterwald lagen die Dinge anders: In dem einsamen Bergstädtchen waren Geschichten verboten. Zu tausenden lagen sie eingeschlossen in der gewaltigen Bibliothek und bildeten so die grösste Geschichtensammlung der Wirbelwelt. Nur die Hohen Hüter und ihre Geschichtenerzähler durften sie betreten. Für die Öffentlichkeit freigegeben waren lediglich die siebenundsiebzig Geschichten des sogenannten Kanons. Aus diesen Geschichten leiteten die Geschichtenerzähler Gesetze ab, nach denen die Stadtbewohner zu leben hatten.
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Blago versuchte dem Jungen klarzumachen, wie gefährlich es war, Bücher hervorzukramen, aber er kam zu spät: Die Hohe Hüterin Ilsebill Bienenstich hatte ihn bereits entdeckt. Sie liess die Bücher von der Bücherwache beschlagnahmen.
Weil der Junge sich darüber hinaus als Linkshänder entpuppte, beauftragte Bienenstich Blago, ihn aus der Stadt zu schaffen. Damals galt es als verpönt, so bedeutende Dinge wie das Schreiben mit der Linken auszuüben. Blago aber weigerte sich und beschloss, den Jungen bei sich aufzunehmen. Er nannte ihn Link, nach einem Stück Papier, das der Kleine bei sich getragen hatte.
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Neun Jahre später war Link zu einem bald fünfzehnjährigen Burschen herabgewachsen und lebte noch immer bei Blago und dessen Frau Cäcilie. Von der Gesellschaft wurde er wegen seiner Linkshändigkeit gemieden oder verspottet. In der Schule brachte er auch nichts auf die Reihe, denn in seinem Kopf schien alles verdreht, sodass er nur Spiegelschrift lesen und schreiben konnte, allein mit Hilfe eines Taschenspiegels. Den einzigen Trost boten Link die Geschichten des Kanons. So oft er konnte, besuchte er die Lesungen der offiziellen Geschichtenerzähler oder verschlang die wenigen erlaubten Sagenbücher aus der Schule. Manchmal schien ihm die Welt der Geschichten echter als die Wirklichkeit.
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Weil Link in der Schule kaum Fortschritte machte, entzog ihm die Hohen Hüterin Bienenstich den Taschenspiegel und alle Schulbücher. Zudem verbot sie ihm, an Lesungen teilzunehmen. In einem Versuch, ihn zu trösten, brachte Blago Link den Koffer, den er damals bei seinem Auftauchen bei sich getragen hatte. Die Bücher waren zwar beschlagnahmt worden, aber einen Gegenstand hatte man übersehen: eine Spieldose. Darauf entdeckte Link einen rätselhaften Spruch. Dem Erzähler der besten Geschichte aller Zeiten.
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Kurz darauf entdeckte Link auf dem Schulhausdachboden ein verbotenes Buch. Dort lernte er auch die gleichaltrige Lia kennen, die von der Alp nach Gespinsterwald gezogen war und nichts auf die Regeln des Städtchens gab. Sie verschaffte Link einen Spiegel, womit er das verbotene Buch lesen konnte. Darin wurde von einem legendären Werk erzählt, das die beste Geschichte aller Zeiten genannt wurde. Es sei so gut geschrieben, dass auf der Stelle wahr werden müsse, was man aus ihm vorlese.
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In der Hoffnung, mehr über den Zusammenhang zwischen seiner Spieldose und der besten Geschichte herauszufinden, suchte Link mit Lia und deren Vetter Xaver erneut den Schulhausdachboden auf. Dabei wurden sie von ihrem Geschichtenlerer Meister Maule entdeckt. Link musste sein verbotenes Buch zurückgeben.
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Link hoffte, in den Büchern der Bibliothek mehr über die beste Geschichte herauszufinden: Deshalb schrieb er sich für die Prüfungen zum Geschichtenerzählerlehrgang ein, obwohl er als Linkshänder kaum Chancen besass und obwohl seine neuen Freunde Lia und Xaver es ihm auszureden versuchten. Kurz vor den Prüfungen liess Link sich zu einem Erzählduell mit Arson ein. Mit seiner vorgetragenen Geschichte verzauberte er das gesamte Publikum und auch die nachfolgende Prüfung lief besser als erwartet – trotzdem wurde er nicht aufgenommen.
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In der Folge wurde Link von den Hohen Hütern ärztlich abgeklärt. Er erhielt die Diagnose Sinistrische Polarität, ein Defekt im Gehirn, der es ihm verunmöglichte, den anständigen Gebrauch der rechten Hand zu erlernen. Deshalb wurde Link verboten, eine reguläre Ausbildung zu machen, worauf ihn Blago als Hausmeistergehilfe einsetzte. Link beschloss, Gespinsterwald zu verlassen, wurde aber von Lia zur Umkehr bewegt. Sie offenbarte ihm ihre Gefühle für ihn, was ihn verunsicherte, denn er hatte sie bisher immer eher als Kumpel wahrgenommen.
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Einige Wochen später erhielt Link eine Einladung in den Fang-Fang-Klub. Entgegen dem Namen übte man sich dort nicht in der Kunst dieses beliebten Strategiespiels, sondern interpretierte im Geheimen die Geschichten des Kanons. Das erklärte Ziel des Klubs war es, langfristig auf eine Öffnung der Bibliothek hinzuwirken. Der Klub wurde von niemand anderem angeführt als von Meister Maule, Links ehemaligem Geschichtenlehrer. Doch jener beharrte darauf, erst müsse Link durch das Fang-Fang-Spiel Disziplin lernen, bevor er Bücher lesen dürfe. Ausserdem behauptete er, die beste Geschichte aller Zeiten sei nur eine Legende. Als Link ihn auf das Erzählduell ansprach, verriet Maule, Link habe damals mit der Stimme gesprochen, ein Talent, das die Zuhörer dazu bringe, alles zu glauben, was man ihnen erzähle. Allerdings schaffte es Link nicht, seine Stimme erneut hervorzubringen.
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Weil Link versehentlich die Muskete eines Bücherwächters mit der falschen Hand anfasste, verboten ihm die Hohen Hüter, sich in der Öffentlichkeit aufzuhalten und man verpflichtete ihn, als Erkennungszeichen eine Armbinde mit dem Zeichen der Linkshändigen zu tragen. Ausserdem verdonnerte man ihn zu einer neuen Arbeit: Fortan musste er tagein tagaus die Dampfheizung im Keller der Bibliothek am Laufen halten. Lia hielt weiterhin zu ihm und endlich erlaubte er ihr einen ersten Kuss.
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Link sehnte sich danach, wieder in die Welten der Geschichten fliehen zu können. Bei der Suche nach verbotenen Büchern begegnete ihm der Bücherhehler Rottmar Dunstrath wieder, mit dem er früher schon einmal Bekanntschaft gemacht hatte. Link liess sich mit Dunstrath auf einen Handel ein: Der Hehler zeigte ihm einen Geheimzugang zur Bibliothek. Dafür musste Link für ihn daraus Bücher entwenden.
In den folgenden Wochen schlich Link sich jede Nacht in die Bibliothek und las, bis ihn die Augen schmerzten. Er wurde regelrecht süchtig nach neuen Büchern und die Welt ausserhalb der Bibliothek kam ihm immer unwirklicher vor. Als Lia ihn darauf ansprach, versprach er, der Bibliothek fernzubleiben. Er hielt sich jedoch nicht daran, worauf Lia sich von ihm abwandte.
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Kurz darauf wurde er von Jora Pfirsichblatt besucht, die Link aus dem Fang-Fang-Klub kannte. Sie offenbarte ihm, dass die beste Geschichte aller Zeiten keine Legende sei, sondern tatsächlich in der Bibliothek versteckt schlummere. Angeblich liege das Buch in einer fallengespickten Metallkassette, und nur wer den richtigen Schlüssel habe, könne das Buch unversehrt bergen. Im Einband des Werks sei das Testament des Bibliotheksgründers aufgeschrieben. Es sei der Beweis für die Unrechtmässigkeit der Bücherherrschaft der Hohen Hüter. Jora verriet, als Urenkelin einer Linkshänderin, die vor über hundert Jahren die beste Geschichte aller Zeiten nach Gespinsterwald gebracht habe, sei es ihre Bestimmung, die Bücherherrschaft zu beenden. Nun sei sie daran, Unterstützer für ihre Sache zu suchen. Link war sich nicht sicher, ob er darauf eingehen sollte.
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Nachdem Link erfahren hatte, dass der Bücherhehler Dunstrath einen Hohen Hüter ermordet hatte, wollte er aus dem Handel aussteigen. Aber Dunstrath entführte Lia und offenbarte ihm seine wahren Absichten: Link sollte für ihn ins Allerheiligste der Bibliothek einsteigen, in die Bienenwabe, und für ihn die beste Geschichte aller Zeiten besorgen.
Der Einbruch glückte, doch die beste Geschichte befand sich nicht in der Bienenwabe. Dunstrath liess Link zu sich bringen und erfuhr von dessen Misserfolg. Um seine Spuren zu verwischen, wollte er Link und Lia töten. Es kam zu einem Kampf auf einem Boot, in dessen Verlauf der Hehler über die Gilbenfälle in den Tod stürzte.
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Vor ihrer Entführung hatte Lia von ihrem Vater erfahren, dass vor zehn Jahren bei ihnen auf der Alp ein Luftschiff abgestürzt sei. Einer der Überlebenden sei ein fünfjähriger Junge mit einem Koffer gewesen. Link schloss daraus, dass er von jenseits der Wirbelgebirges stammte – aus dem Westen. Dorthin bestand seit über einem Jahrhundert kein Kontakt mehr und der einzige Pass war gesperrt und schwer bewacht.
Der Bücherhehler Dunstrath hatte Kurz den Hohen Hütern vor seinem Tod Dokumente zugespielt, die einen Umsturzversuch durch den Fang-Fang-Klub andeuteten. Es kam zu einer Verhaftungswelle. Arson, Links ehemaliger Erzrivale, hatte sich mittlerweile mit Jora verlobt und auf die Seite des Klubs gestellt. Zusammen mit Meister Maule stellte er sich den Bücherwächtern und ermöglichte so Link, Lia, Xaver und Jora die Flucht. Arson und Maule überlebten den Kampf und flohen aus Gespinsterwald, verfolgt von der Hohen Hüterin Tilda Wadenbeisser und ihrem Bluthund.
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Link suchte mit seinen Freunden Xavers Vater Hill auf, der seit Jahren dem Wahnsinn verfallen war, um mit ihm aus Gespinsterwald zu fliehen. Hill weigerte sich, mitzugehen, worauf Links Stimme zum zweiten Mal erschien. Mit ihrer Hilfe holte er Hill aus dem Wahnsinn zurück und jener offenbarte, er wisse, wo in der Bibliothek die beste Geschichte aller Zeiten versteckt sei.
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Gemeinsam mit Lia und Jora bricht Link ein letztes Mal in die Bibliothek ein, um das Testament im Einband der besten Geschichte zu bergen, während Xaver loszog, um den Orden der Buchstabenschwestern um Hilfe zu rufen. Die Buchstabenschwestern waren als höchstes Gericht die einzige Instanz, die die Bücherherrschaft beenden konnte.
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In der Bibliothek wurde Link von einem von Frau Wadenbeissers Bluthunden angegriffen und verletzt. Jora eilte voraus, um die beste Geschichte aller Zeiten zu bergen. Als Link und Lia bei ihr ankamen, lag sie bereits im Sterben, vergiftet durch den Öffnungsmechanismus der Metallkassette. Link gelang es, die Kassette zu öffen. Nur Linkshändige sollten das wertvollste Werk der Wirbelwelt bergen können.
Die Seiten der besten Geschichte stellten sich als unbeschrieben heraus, aber im Einband fand Link das Testament. Jora starb mit dem Gedanken, dass Gespinsterwald bald frei sein werde. Bevor Link und Lia ihren letzten Wunsch erfüllen konnten, tauchte die Hohe Hüterin Bienenstich in der Bibliothek auf. Sie vernichtete das Testament und versuchte dann, Link und Lia mit Gift in den Wahnsinn schicken, um sie davon abzuhalten, die Wahrheit herumzuerzählen. Link sah nur eine Möglichkeit: Er warf seine Öllampe in die Regalwände. Die Bibliothek ging in Flammen auf, sämtliche Bücher verbrannten. Mit Hilfe von Blago entkamen sie knapp dem Inferno.
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Darauf wurden Link, Lia und alle Mitglieder des Fang-Fang-Klubs zum Tod verurteilt und zur Hinrichtungsstätte geführt. Bevor das Urteil vollstreckt werden konnte, erreichte Xaver mit den Buchstabenschwestern Gespinsterwald, in Begleitung der Armee der Vereinten Ostländer. Die Hohen Hüter wurden entmachtet, denn mit dem Verlust der Büchersammlung hatten sie ihre Herrschaftsberechtigung eingebüsst. Man schickte sie ins Exil.
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Link jedoch wurde dazu verurteilt, Gespinsterwald zu verlassen, mit dem Auftrag, innerhalb von drei Jahren tausend Geschichten zu sammeln und zurückzubringen, als symbolische Wiedergutmachung. Kam er unverrichter Dinge wieder, so drohte ihm die Hinrichtung. Als Geisel wurde Lia bestimmt, die unter Arrest bei den Buchstabenschwestern auf seine Rückkehr warten musste. Für den Fall, dass er nicht zurückkam, sollte sie an seiner Stelle getötet werden.
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Kurz nach Links Aufbruch ins Unbekannte wurde er von Blago eingeholt, der ihm seinen alten Koffer brachte. Darin lag ein Buch, das sein Ziehvater aus der brennenden Bibliothek gerettet hatte, ein Buch ohne Einband: Die beste Geschichte aller Zeiten.